A while ago, I assisted a company in recruiting a new head for the controlling department. The company had identified three candidates, one internal and two external ones, and wanted to find out which would be the best fit. We spent a whole day interviewing them, trying to find out more about their experience as well as their dispositions and motives, but also tested their soft skills in practical cases. At the end of the day, we looked at all the information we had gathered and shared our thoughts.

Candidate A: The most experienced, currently unemployed, not very emphatic but assertive, arrogant and playing hard to get.

Candidate B: The internal talent, not very experienced, great soft skills, loyal, really excited about the prospect of becoming head.

Candidate C: Currently at one of the big accounting firms, lots of experience especially in digital tools, no leadership experience, aspiration to become CFO one day.

Candidate C hadn’t convinced anyone, so he was out quickly.

To my surprise, the CEO then made a strong call for candidate A.

I asked »Why do you think he’s the best fit?« to which he replied »He has the experience and skills. He might not be the most sympathetic guy but that’s no requirement.«

»What about candidate B?« — »A great talent, I really like her but she is not very experienced.«

»But she has been in our talent program that we specifically set up to develop them into leadership positions«, the head of HR shared.

»That’s right«, the CEO said, »but we’re here to recruit the best one for the job today

»So we have one more experienced candidate than the other«, I concluded, »How about the best cultural fit?«

The CEO understood what I was getting at and inquired back »Can’t he adapt to our culture? He’s not too old, is he?«

I asked further »If you were in the controlling department, would you personally like to work for candidate A? Day after day?«

He hesitated before he replied: »Probably not.«

»So why would you want to hire him?«

The answer to that question, I believe, is one of the reasons why we sometimes hire the wrong people:

Because we value  skills and  experience higher than  motivation and  personality.

And we  underestimate what people can learn and  overestimate how much they can change their personality and adapt to a new culture.

What are your experiences? Have you ever fallen into this trap before?

 

 

Ich muss leider sogar noch ergänzen:

Leider feuern wir sie nicht einmal konsequent, sondern lassen zu, dass sie bleiben und die Kultur vergiften.

Ist die Kultur dann einmal vergiftet, macht man sich daran, eine Wunsch-Kultur zu formulieren mit Values, einer Mission,Vision, oder neuerdings auch einem schicken Purpose. Und dann werden Mitarbeiter durch Culture Workshops geschleust und fragen sich, was jetzt anders ist als zuvor. Es sind ja immer noch die gleichen Menschen mit ihrer gleichen Attitude.

Wenn es dem Unternehmen wirklich ernst ist mit der Kultur, muss sich diese erst einmal auf Einstellungen, Beförderungen wie auch Kündigungen auswirken. Den Worten müssen Taten folgen.

 

Was tun wir aber eigentlich, um die Attitude von Mitarbeitern zu erfassen?

Oder auch: um die Attitude wirklich zu verändern?

Wir suchen talentierte Mitarbeiter mit besonderen Skills, die sich gut selbst steuern können, mit Ambition, Kreativität, Leistungswille.

Aber man kann all das haben und trotzdem ein Idiot sein, der nicht in die Kultur passt.

 

Auch die beliebten Persönlichkeitstests sagen uns nur ob jemand z.B. eine Tendenz zur Extraversion (Big 5) hat, wenn sie nicht gleich Menschen in Farbkategorien einteilen (DISG). Was sie uns nicht sagen, ist, wie sich jemand in bestimmten Situationen im konkreten Unternehmensalltag verhalten wird. Wird er auch dann noch loyal sein, wenn seine Loyalität negative Konsequenzen für ihn hat?

 

Was meint eigentlich Attitude?

Das Wörterbuch bietet zur Auswahl: Haltung, Einstellung, Gesinnung.

Aber ich denke, es ist mehr: Attitude sind Neigungen Situationen zu bewerten und entsprechend zu handeln.

 

Ein Beispiel:

Ich sehe etwa, wie jemand Hilfe braucht, um eine Aufgabe zu erledigen. Und ich bewerte diese Situation als Chance ihm zu helfen und tue das. Oder alternativ bewerte ich sie als Hindernis für meine eigenen Arbeiten und unterlasse die Hilfeleistung.

Jetzt sagen Sie vielleicht: Das ist doch Empathie und die erfragen wir doch.

Ja klar. Aber wir erfragen Empathie so, als wäre das eine Fähigkeit, und so rekrutieren wir zur Empathie fähige Menschen, die nur leider praktisch mitunter jegliche Empathie vermissen lassen. Was unterscheidet aber den bloß Empathie-fähigen vom tatsächlich empathischen Menschen? Das ist Attitude.

 

Gibt es Instrumente, um die Attitude zu erfassen?

Die gilt es noch zu entwickeln!

Aber keine allgemeinen, sondern ganz konkrete, die zum Unternehmen und der Kultur passen müssen, die es verwirklichen will.

Eine sehr schöne Aufgabe, wie ich finde. Und eine, die wirklich etwas bewegen wird.

 

Wir sind dran!

 

Stay tuned & be inspired!

 

 

Wahrscheinlich kennen Sie die berühmten Marshmallow-Experimente, die der Psychologe Walter Mischel Ende der 1960er Jahre durchführte: Er gab Kindern z.B. ein Marshmallow und sagte Ihnen „Wenn ihr das Marshmallow nicht esst, bis ich wiederkomme, bekommt ihr noch ein zweites.“ Während es einigen Kindern gelang, sich selbst zu kontrollieren, konnten andere nicht der Versuchung widerstehen, das Marshmallow gleich zu essen. Als er die gleichen Testpersonen Jahrzehnte später wieder befragte, zeigte sich: Diejenigen, die ihr Verlangen kontrollieren konnten, hatten im Schnitt ein höheres Bildungsniveau, mieden Drogen und hatte auch einen niedrigeren Body-Mass-Index. Die Fähigkeit zur Selbstkontrolle bei so etwas Simplem wie Essensverzicht ermöglichte statistisch signifikante Prognosen.*

Umso erstaunlicher ist, wie wenig Bedeutung bis heute der Selbststeuerungsfähigkeit in Einstellungsprozessen zugemessen wird. Kaum ein Assessment enthält Übungen, die gezielt Selbststeuerung oder Selbstkontrolle messen, ganz zu schweigen von Interviews. Eine Erklärung dafür könnte sein, dass in traditionellen Führungsmodellen die Fähigkeiten zur Selbststeuerung vermeintlich weniger wichtig war – es gab da ja immer noch die Führungskraft, die für eine notwendige Steuerung sorgen konnte.

In heutigen agilen Arbeitswelten wird jedoch aus gutem Grund die Selbststeuerung als wesentliche Voraussetzung für effektives Arbeiten propagiert. Was muss nun jemand mitbringen, der über diese Fähigkeit verfügt? Und wie könnten man sich dessen versichern in Einstellungsverfahren? Diesen Fragen wollen wir hier nachgehen.

 

Was ist eigentlich Selbststeuerung?

 

Selbststeuerung ist die Fähigkeit Motive zu priorisieren, Ziele zu entwerfen, Handlungspläne zu entwickeln und diese in kontrollierten Schritten umzusetzen, bis das Ziel erreicht ist oder aufgegeben werden muss.

Hieraus folgt eine zunächst überraschende Erkenntnis: Jeder Mensch verfügt grundsätzlich über die Fähigkeit zur Selbststeuerung. Schon das Kleinkind ist in der Lage, etwa Hunger zu erkennen, sich das Ziel zu setzen etwas zu Essen und Schritte zu unternehmen den Hunger zu stillen, sei es durch Schreien, Weinen, oder auch dem Gang zum Kühlschrank.

Was meinen wir dann, wenn wir sagen: Jemand ist selbstgesteuerter als jemand anderes?

 

Stellen wir uns zwei Berufsanfänger vor. Während der eine abends Management-Literatur liest, sieht der andere Unterhaltungssendungen. Beide habe Motive, die sie erfolgreich befriedigen. Vielleicht würde sich aber auch derjenige, der abends noch büffelt, lieber entspannen. Was ihn unterscheidet, ist, dass er bestimmte, kurzfristige Motive zurückstellen kann, um andere längerfristige zu erreichen. Auch unser zweiter Mitarbeiter verfügt aber möglicherweise über eine hohe Selbststeuerung: Er will vielleicht nur keine Management-Karriere machen.

Das heißt: Ob jemand eine ausgeprägte Fähigkeit zur Selbststeuerung hat, können wir nur beurteilen, wenn wir seine Ziele kennen und Beispiele, in denen er auf bestimmte, kurzfristige Dinge verzichtet hat, um längerfristige zu erreichen. Wer wirklich Karriere machen will, sollte gewillt sein, andere Dinge hintenanzustellen. Sein Wille sollte sich ausdrücken in seinen Handlungen.

Selbststeuerung heißt aber nicht nur Motive zu priorisieren. Wir können uns auch vorstellen, dass beide dem Ziel der Karriere alles unterordnen und Verzicht üben. Trotzdem gelingt es vielleicht dem einen, einen gangbaren Weg zu planen, während der andere planlos auf sein Ziel zuläuft. Und selbst wenn beide einen Plan haben, kann es immer noch sein, dass einer sich selbst genau kontrolliert während der Umsetzung, während der andere abarbeitet, ohne sich darum zu kümmern, ob denn Zwischenziele auch erreicht werden.

 

Wie kann man die Fähigkeit eines Mitarbeiters zur Selbststeuerung messen?

 

Es beginnt mit einer simplen Frage, die Sie sich selbst stellen können: Wie hoch schätze ich die Fähigkeit des Mitarbeiters zur Selbststeuerung ein? Allein diese Frage wird Ihnen ganz neue Erkenntnisse liefern.

 

Natürlich können Sie den Mitarbeiter befragen aber noch besser ist es ihm eine Aufgabe zu geben und zu beobachten:

  • Setzt er sich Ziele?
  • Plant er Wege? Und wenn ja, wie: genau, grob, agil, etc.?
  • Überprüft er sich selbst bei der Ausführung?
  • Traut er sich Korrekturen vorzunehmen, wartet er ab oder handelt er, wenn Probleme auftreten?

 

Schauen Sie weniger darauf, welches Ergebnis er erreicht, als wie er versucht das Ziel zu erreichen. Das sagt ihnen etwas über seine Selbststeuerungsfähigkeit.

 

Erhebung der Selbststeuerung in Einstellungsgesprächen

 

In Einstellungsgesprächen ist eine direkte Beobachtung schwierig. An ihre Stelle muss dann eine Befragung treten, die zeigt, wie sich jemand in der Vergangenheit gesteuert hat.

Beispiele für Fragen:

  • Schildern Sie Ziele, die Sie sich in der Vergangenheit gesetzt haben (berufliche wie private, aktuelle wie historische)
  • Wie kamen Sie zu Ihrer Entscheidung? (aus dem Bauch, nach Beratung mit Freunden, nach ausgiebiger Recherche, etc.)
  • Wie sind Sie vorgegangen diese zu erreichen?
  • Gab es Prioritäten, die Sie setzen mussten? Was haben Sie zurückstellen müssen?
  • In welchem Ausmaß haben Sie das Ziel erreicht? Was waren die Konsequenzen, die Sie daraus gezogen haben?

 

Am besten fangen Sie gleich beim nächsten Einstellungsgespräch an oder gehen der Frage nach, wie ausgeprägt die Fähigkeit Ihrer bestehenden Mitarbeiter zur Selbststeuerung ist.

 

Viel Spaß und bis zum nächsten Mal!

 

 

 

* Nicht verschweigen will ich, dass in den letzten Jahren vermehrt Kritik an den ursprünglichen Experimenten Walter Mischels bzw. deren Schlussfolgerungen aufkam. Es konnte z.B. nachgewiesen werden, dass das Bildungsniveau der Herkunftsfamilie eine große Rolle spielte in der Fähigkeit das Essen des Marshmallows hinauszuzögern. Noch entscheidender war, wie vertrauenswürdig die Kinder den Psychologen fanden. Kinder alleinerziehender Mütter etwa misstrauten der Zusicherung des männlichen Psychologen, ein weiteres Marshmallow zu erhalten, eher, als Kinder aus „intakten“ Familien. Ihr Verhalten war weniger Ausdruck fehlender Selbstkontrolle, als fehlenden Vertrauens. Einfache Schlüsse, was aus einer Person wird, nur weil sie ein Marshmallow sofort isst, verbitten sich aber ohnedies. Für unseren zentralen Punkt, der Selbststeuerung mehr Aufmerksamkeit zu widmen, sind diese Einschränkungen aber kaum relevant.

Fake Talents

ITO - Kein Mensch will etwas werden, ein jeder will schon etwas sein. (Goethe)

 

Kein Mensch will etwas werden, ein jeder will schon etwas sein. (Goethe)

 

In einem Interview mit Norbert Elgert, dem Talentschmied des FC Schalke, stolperte ich kürzlich über den an Goethe angelehnten Satz: „Heutzutage wollen alle etwas sein, aber niemand will mehr etwas werden.“ Diese Beschreibung des deutschen Fußball-Nachwuchses charakterisiert leider ganz gut eine allgemeine Befindlichkeit, die ich in unserer Gesellschaft verspüre. Und dies umso mehr zum Beginn des Jahres, wenn es wieder mal an die Neujahrsvorsätze geht: Wir wollen etwas sein, bringen aber nicht die Motivation auf, etwas dafür zu tun.

Wie sagte mein Bruder als Kind mal so nett: „Ich würde ja gerne ein Instrument spielen können. Nur mit dem Üben habe ich es nicht so.“

 

Bewerber, die vorgeben schon alles zu sein

 

Die Steigerung erleben wir häufig in der Jobsuche: Da wird z.B. ein Projektleiter gesucht, der verhandlungssicher Englisch spricht. Der Bewerber sagt sich: Ich spreche zwar nicht so gut Englisch, aber ich kann es ja mal trotzdem versuchen. Andere sprechen ja auch nicht so gut Englisch.

So wird aus dem „sein wollen“, ein „so tun, als ob man wäre“. Eine mögliche Zukunft wird einfach in die faktische Gegenwart übertragen. Und dass, obwohl man aufgrund des „nicht werden Wollens“ wohl auch in der Zukunft wahrscheinlich nicht besser Englisch sprechen wird.

 

In ganz vielen Bewerbungsgesprächen geht es deshalb meist nur um eins: Sich möglichst groß darzustellen und dem potenziellen Arbeitgeber zu vermitteln: „Ich kann auf alle Fälle alles, was der Job erfordern könnte. Und sogar mehr.“

Ich weiß nicht, wann das letzte Mal jemand von sich aus darüber gesprochen hätte, was er noch nicht ist und noch lernen möchte.

 

Arbeitgeber, die nur auf das schauen, was jemand bereits ist

 

Aber sind wir mal ehrlich: Auch als Arbeitgeber suchen wir vornehmlich das, was jemand ist bzw. vorgibt zu sein, und schauen erst sekundär auf das, was jemand noch werden könnte. Man will den fertigen Mitarbeiter, der alle Anforderungen erfüllt. Den gibt es nur meist nicht. Aber weil er trotzdem gesucht wird, werden Bewerber geradezu in die Rolle gedrängt, sich so darzustellen. Das umso mehr, als es bei den Anforderungen an Jobs mittlerweile recht inflationär hergeht. Hat es früher gereicht, über gute Englisch-Kenntnisse zu verfügen, muss man heute schon mindestens fluent sein, wenn nicht gar native speaker.

Es wird keiner belohnt, der sagt: „Das bin ich noch nicht. Aber das möchte ich gerne werden und bin motiviert dafür zu lernen.“

Derjenige hingegen, der einfach behauptet, es zu sein, dem geben wir viel lieber eine Chance, auch wenn wir eigentlich wissen müssten, dass das unwahrscheinlich ist. Trotzdem denken wir wohl „Wenn er es dann doch nicht ist, kann er das ja lernen.“ Nur dass wir über seine Lernfähigkeit und -motivation ja nichts erfahren haben. Im Gegenteil: Wer behauptet etwas zu sein, das er nicht ist, bei dem sollten wir aus gutem Grund sehr, sehr skeptisch sein, ob er die Motivation aufbringen wird, das noch zu erlernen!

 

Meine Empfehlung für das nächste Bewerbungsgespräch

 

Für Bewerber ist meine Empfehlung deshalb: Sagen Sie ruhig, was Sie sind und was nicht. Begeistern Sie aber vor allem damit, was Sie noch lernen und werden wollen.

Und allen, die Einstellungsinterviews führen, möchte ich mitgeben: Gewichten Sie die Motivation von Bewerbern, etwas werden zu wollen, höher, als was er heute schon ist.

 

Zum Abschluss habe ich noch zwei Neujahrs-Fragen für Sie:

Was wollen Sie selbst werden in 2019?

Und was sind Sie bereit dafür zu tun?

 

Ein frohes, neues Jahr. Und bis bald!